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Südslawische und ungarische Volksmusik entlang der Donau
 

Szentendre ist der Wallfahrtsort der serbischen Minderheit in Ungarn. Die Kleinstadt an der Donau, unweit von Budapest gelegen, gehört mit ihrer eigenartigen mediterranen Atmosphäre zu den malerischsten Siedlungen Europas. Ihre sieben ortodoxen Kirchen haben die vor den Türken geflüchteten Serben in den 1690er Jahren gebaut. Hier ist die weltberühmte Folkgruppe Vujicsics zu Hause.


   
 
Vujicsics - Fotos: Gábor Kreiss
 

 

Das Ensemble Vujicsics wurde 1974 zu Beginn der Tanzhaus-Volksmusik-Bewegung mit dem Ziel gegründet, die volksmusikalische Tradition der in der Budapester Region angesiedelten Serben zu pflegen. Später machte es sich auch die Sammlung, Bearbeitung und die Interpretation der kroatischen Volksmusik entlang der Donau und in Südungarn zum Programm. Bereits seine erste, 1981 erschienene Platte brachte dem Publikum die südslawische (serbische und kroatische) Volksmusik aus Ungarn mit deren reichen balkanischen sowie mediterranen Traditionen näher.

Den Grundstock des Vujicsics-Repertoires bilden das von Béla Bartók 1912 gesammelte musikalische Material mit wichtigen Hinweisen auf die Beziehungen der südslawischen und ungarischen Volksmusik sowie die Sammlungen des Komponisten und Volksmusikforschers Tihamér Vujicsics (1929-1975), nach dem das Ensemble benannt ist. Ein großer Teil des Programms enstammt eigenen Sammlungen.

Für den Klang des aus professionellen Musikern bestehenden Ensembles ist die traditionstreue Bearbeitung und der virtuose Interpretationsstil charakteristisch.

Das elementare Instrument der Folkgruppe ist ein uraltes Zupfinstrument: der Tambur. Sein slawisch-türkischer Urtyp nahöstlicher Herkunft verbreitete sich seit dem 14.-15. Jahrhundert bei den Kroaten und Serben, später in Südungarn und entlang der Donau. Ursprünglich wurde der Tambur als Begleitinstrument beim Singen verwendet. Erst im 19. Jahrhundert bildeten sich zahlreiche Varianten dieses Instrumentes heraus. Aus diesen entstanden nach Vorbild der Zigeunerkapellen die Tamburkapellen, die manchmal durch Flöten, Geigen oder ein Akkordeon erweitert wurden. In jüngerer Zeit hinzugekommene Instrumente wie die Klarinette oder das Saxophon tragen die archaische Spielweise des Dudelsacks und der Türkenpfeife getreu mit.

Die Erfolge der Folkgruppe Vujicsics sind auch darauf zurückzuführen, daß sie seit mehr als zwei Jahrzehnten in unveränderter Besetzung arbeitet:

Die Folkgruppe Vujicsics feierte bisher Erfolge bei zahlreichen bedeutenden internationalen Festivals u. a. in Österreich, Australien, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Deutschland, Norwegen und Spanien (Wien, Mittagong, Brüssel, London, Edinburgh, Roskilde, Avignon, Paris, Nantes, Berlin, Hamburg, Telemark, Barcelona, San Sebastian, Villanova). Sie ist Mitglied des von Michel Montanaro begründeten und geleiteten "Vents d'Est" (Ostwinde), ebenso wie Ghymes, die ungarische Folkgruppe aus der Slowakei, die das Ungarische Institut München am 19. Oktober 2002 in der Stadthalle Germering präsentiert.

Discographie Vujicsics (Auswahl):
Délszláv népzene / Southern Slav Folk Music (Hungaroton 1981) / HCD 18057)
Somogyi szomszédolás / Somogy Neighbors (Garlic Press 1986)
Szerb és horvát népzene / Serb and Croat Folk Music (Hungaroton 1987 / R-e Disc 002 / Hannibal 1988)
Samo Sviraj (R-e Disc 1997, 003)
Vujicsics 25 / Live at the Academy of Music [Budapest] (R-e Disc 2000, 005)
Podravina / Croatian Dance Melodies (R-e Disc 004, 2001)

Mit "Vents d'Est":
Montanaro - Vents d'Est (mg 1990)
Migrations (Auvidis 1993)
Ballade pour une Mer qui Chante 1 (VDE 1996)
Ballade pour une Mer qui Chante 2 (VDE 1998)
Ballade pour une Mer qui Chante 3 (VDE 2001)

Sammlungen:
Heartbeats (Piranha Music 1989 / Topic Records 1990)
The Sound of Womads (Womad 1995)

Das Konzert in der Muffathalle ist den musikalischen Begegnungen entlang der Donau gewidmet. Vujicsics wird aus dem gemeinsamen Musikschatz der Serben, Kroaten und Magyaren wertvolle Stücke bergen. Der Historiker Dénes Sokcsevits, Dozent an den Universitäten Pécs (Fünfkirchen) und Zagreb, wird als Einführung das Publikum mit einigen Grundzügen der Kulturgeschichte der serbischen und der kroatischen Minderheit in Ungarn sowie der ungarisch-südslawischen Beziehungen vertraut machen

Ungarisches Institut München